Diese visuellen Hingucker liegen im Trend: Nicht nur im Reisetagebuch oder auf Grußkarten, auch in der Arbeitswelt begegnen uns Sketchnotes immer häufiger. Wir erklären Ihnen, was hinter der Mischung aus Wort und Bild steckt und wie Sie selbst zum Sketchnoter werden. Dabei unterstützt uns „Die Sketchnote Starthilfe“-Autorin Tanja Wehr.
Wollen Sie komplizierte Inhalte verständlich und kompakt darstellen – ohne seitenlange Textwüsten und überfrachtete Infocharts? Mit Sketchnotes lassen sich komplexe Themen auf das Wesentliche reduziert visualisieren. Das können zum Beispiel Rezepte dargestellt mit Symbolen, das (Reise-)Tagebuch in Bildern, die visuelle Zusammenfassung eines Buches oder das gezeichnete Protokoll eines Meetings sein.
„Mit Sketchnotes sollen Informationen transportiert werden.“
„Sketchnotes sind gezeichnete Notizen im Kleinformat“, erklärt uns Tanja Wehr, Autorin des Buches „Die Sketchnote Starthilfe“ und Sketchnote-Coach, damit „sollen Informationen transportiert werden, es soll nicht nur ein hübsches Bild sein.“ Übersichtlich und strukturiert bringen Sketchnotes Inhalte einfach auf den Punkt.
Mit einer Kombination aus schlichten Symbolen, Formen und Schrift werden komplexe Themen auf die Essenz reduziert, damit die Informationen besser aufgenommen, im Gedächtnis verankert und leichter wieder abgerufen werden können.
Doch wie lässt sich beispielsweise Bruttosozialprodukt mit einem Bild darstellen? Gar nicht, ist die Antwort der Sketchnoterin aus Leidenschaft. Einige Begriffe lassen sich nur schlecht mit einem einzigen Symbol visualisieren, weshalb Tanja Wehr Schrift zu Hilfe nimmt. Sie legt Wert darauf, dass nicht alles gezeichnet werden muss, denn die skizzierten Notizen sind als Mischung aus Bild und Wort gedacht.
Sie veranschaulicht uns das Prinzip in der folgenden Sketchnote zur Frage „Was sind Sketchnotes?“:
Sketchnotes: Warum und wofür?
Heutzutage sei es wegen der Informationsüberflutung nicht immer einfach, relevante von uninteressanten Informationen zu filtern, selbst wenn die Themen interessante Aspekte hätten. „Da können Sketchnotes entgegenwirken. Sie machen neugierig, steigern die Lust auf mehr und sind schön anzusehen“, erklärt Tanja Wehr: „Die skizzierten Notizen geben einen Überblick über Dinge, zu denen man sonst vielleicht gar nicht vordringen würde, weil sie in einer 30-seitigen Bleiwüste stehen.“
Die Autorin spricht aus Erfahrung: Sie hat bereits mit großen Informationsmengen gearbeitet, die jeder lesen sollte, aber keiner angeschaut hat. Für die seitenlangen Protokolle von Sitzungen und Konferenzen fertigte sie deshalb irgendwann Sketchnotes an – die Kollegen waren begeistert. So wurden die Informationen übersichtlich auf den Punkt gebracht.
Der ursprüngliche Hauptanwendungsbereich von Sketchnotes ist die Protokollierung von Live-Vorträgen.
Doch nicht nur für Meeting-Mitschriften und Sitzungsprotokolle eignen sich die erklärenden Skizzen. Mit den Worten von Tanja Wehr ausgedrückt: „Sketchnotes sind für alles gut.“ Ob To-do-Listen oder (Reise-)Tagebücher, auch die Einkaufsliste lässt sich damit kreativ und einprägsam auf dem Papier verewigen. Rezepte sind durch die Sketchnote-Bildsprache leichter zu erfassen und in der Küche ohne viel Lesen und Umblättern zu verstehen.
Beruflich bringt sie Konferenzen, Informationen zum Aushängen für Betriebe oder Bedienungsanleitungen zu Papier. So lassen sich Prozesse überschaubar erklären.
Tanja Wehr skizziert hin und wieder Zusammenfassungen von (Sach-)Büchern – so kehrt die Erinnerung an den Inhalt mit Blick auf ihre Sketchnote schneller zurück. Zum World-Sketchnote-Day 2017 zeigte die Autorin die Reise durch das Jenseits aus Dante Alighieris „Die göttliche Komödie“.
In ihrer Freizeit fasst sie auch gerne Folgen von „Die drei ???“ oder Liedtexte zusammen. Auch ihre Tagesausflüge zu Terminen in anderen Städten finden regelmäßig Platz in ihrem Notizbuch. Als Geschenk bietet sich zum Beispiel eine Sketchnote für Freunde an, die an gemeinsame Erlebnisse erinnert. Neben persönlichen Ereignissen – ob groß oder klein – lassen sich auch historische Meilensteine gut visualisieren, wie die Reise von Juri Gagarin am 12. April 1961 ins Weltall – als erster Mensch überhaupt.
Das brauchen Sie für Sketchnotes
„Jeder Stift ist der richtige.“
Papier und Stift zurechtgelegt und dann können Sie auch schon loslegen mit dem Gestalten von Sketchnotes. Viel mehr brauche man zu Anfang nicht. Dabei spiele es auch keine Rolle, welchen Stift man zur Hand nimmt – denn wie Tanja Wehr verrät, sage man in der Szene gerne: „Jeder Stift ist der richtige.“
Ein professionelles künstlerisches Händchen ist auch kein Muss, das könne sogar eher hinderlich sein, denn wie der Name schon sagt, handelt es sich eben nur um Skizzen und nicht um ein Gemälde.
Mit einigen Materialien, die dann auch durchaus mal teurer sein können, macht es der Sketchnoterin aber mehr Spaß. Für Tanja Wehr geht es nicht ohne „Fine Liner“, farbige Stifte und ein gutes Notizbuch – und ihr mit der Zeit gewachsenes Bildvokabular, in welchem sie für bestimmte Wörter oder Bedeutungsaussagen passende Symbole abspeichert. Ein umfangreiches Vokabular an Bildern eignet man sich nur durch eines an: „Üben, üben, üben.“ Die Strich-für-Strich-Anleitungen der Sketchnoterin machen den Anfang leichter, so hat sie auch eine Rakete im Repertoire.
Auf das Bild einer Rakete greift man im Alltag vermutlich nicht so oft zurück, anders ist das mit der Glühbirne, diese Bildvokabel ist unerlässlich. Sie steht als Symbol für Licht oder umfassender gedacht für Energie oder Strom. Doch in einen anderen Kontext gestellt, kann der Gegenstand auch für eine Idee stehen. Diesen Gedanken verbinden viele Menschen damit und verstehen die bildliche Darstellung. Bei den Sketchnotes ist genau das der springende Punkt, allgemeingültige beziehungsweise verständliche Bildvokabeln zu finden, die möglichst viele, wenn nicht gar jeder versteht.
Ausblick
Im nächsten Artikel unserer Sketchnotes-Reihe schauen wir uns Tanja Wehrs zweites Buch „Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bildwelte“ genauer an. Darin gibt sie nützliche Tipps zum Zeichnen von berufsspezifischen Sketchnotes und Strich-für-Strich-Anleitungen für gängige Symbole aus dem Bereich Business. Außerdem gehen wir näher auf das Thema „die eigene Bildsprache finden“ ein.
Zur Person
Tanja Wehr hat in den 1990er-Jahren schon Sketchnotes gezeichnet, da wusste sie nicht einmal, dass es für den Mix aus Wort und Bild mit Erklärcharakter auch eine spezielle Bezeichnung gibt. Seit 2007 macht sie „offiziell“ Sketchnotes. Richtig zum Beruf gemacht hat sie ihre Leidenschaft 2014, die Firmengründung von Sketchnotelovers folgte im April 2015 und nach ihrem ersten Buch „Die Sketchnote Starthilfe – Über 200 Strich-für-Strich-Anleitungen und Schriften zum Nachzeichnen“ (2017) ist Ende März 2018 auch ihr zweites Werk „Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bildwelten: Umfangreicher Business- und Sketchnote-Bildwortschatz“ erschienen.
Ihre Werke sind im Handel erhältlich und können auch beim Verlag mitp oder bei Online-Diensten wie Amazon erstanden werden.
Daten zum Buch „Die Sketchnote Starthilfe“
- Titel: „Die Sketchnote Starthilfe – Über 200 Strich-für-Strich-Anleitungen und Schriften zum Nachzeichnen“
- Autorin: Tanja Wehr
- Verlag: mitp
- Umfang: 264 Seiten, Softcover, zweifarbig, mit handgezeichneten Sketchnotes
- Format: 17,1 x 21,8 cm
- Auflage: 1. Auflage 2017, 30. November 2016
- Preis: 24,99 Euro
- ISBN: 9783958453661
- Alternativ auch als E-Book für 21,99 Euro erhältlich
Quellen:
Tanja Wehr, Sketchnotelovers 2018
http://www.sketchnotelovers.de/
https://www.instagram.com/sketchnotelovers/
https://mitp.de/Unsere-Autoren/Tanja-Wehr/
„Die Sketchnote Starthilfe – Über 200 Strich-für-Strich-Anleitungen und Schriften zum Nachzeichnen“ von Tanja Wehr
„Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bildwelten: Umfangreicher Business- und Sketchnote-Bildwortschatz“ von Tanja Wehr
„Der Sketchnote Kalender 2018 – Mit praktischen Tipps und Strich-für-Strich-Anleitungen“ von Heike Haas, Eva-Lotta Lamm, Diana Meier-Soriat, Tanja Wehr