Für professionelles Layout ist Adobe InDesign der Platzhirsch – oder muss das nicht sein? Wir haben sechs InDesign-Alternativen auf ihre Tauglichkeit geprüft.

Adobe ist der Platzhirsch in der grafischen Welt. Dass InDesign und Co. die Profis rundum bedienen kann, steht außer Frage. Trotzdem bleibt der Wunsch nach Alternativen. Wir haben uns bei den InDesign-Alternativen umgesehen und gleich sechs Programme gefunden, über die man sprechen sollte.

Inhalt:

InDesign alleine kostet monatlich 23,79 Euro innerhalb eines Jahres-Abos, und für das Creative-Cloud-Abo sind (ohne besonderes Angebot) 61,95 Euro monatlich bei einer Laufzeit von einem Jahr oder 713,86 Euro im Jahr zu zahlen (Stand: Februar 2023).

Mit der Umstellung auf das Abomodell, bei dem die Programme nach Ablauf der Mitgliedschaft nicht mehr genutzt werden können, hat sich Adobe nicht nur Freunde gemacht. Die sechs von uns betrachteten Programme sind teilweise deutlich günstiger bis kostenlos, sind aber auch nicht in jedem Fall eine InDesign-Alternative.

Affinity Publisher

Die Affinity Suite als Adobe-Alternative besteht aus – wer hätte es anders erwartet – drei Produkten: Ein Layoutprogramm namens Publisher, eine Bildbearbeitung namens Photo und ein Illustrationsprogramm namens Designer (Paketkosten: 199,99 Euro). Mit der dahinter liegenden Technik StudioLink soll die Verbindung der drei Produkte erstaunlich einfach und schnell sein und damit die Konkurrenz schlagen. Affinity Publisher kostet aktuell zur Markteinführung der Version 2 sogar nur 84,99 Euro (Stand: Februar 2023). Das Programm lässt sich 30 Tage in vollem Umfang testen. Und wer einmal den Geldbeutel geöffnet hat, erhält mit dem Einmalkauf die Software ohne lästige Abo-Verpflichtungen. Mit dem Sprung auf Version 2 im November 2022 hat der Publisher genau wie seine zwei Geschwister eine Rundum-Überarbeitung erhalten und ist als Nachzügler jetzt auch für das iPad verfügbar.

Eingewöhnung

Hersteller Serif hat mit seinem Affinity Publisher erst vor gut drei Jahren seine Software-Runde komplett gemacht. Bei der Macintosh-Version sind die Besitzer von älteren Betriebssystemen vor Catalina 10.15 außen vor. Dafür läuft das Programm ausgesprochen schnell und flüssig. Vor Arbeitsbeginn hat man eine große Auswahl an Vorgaben und Vorlagen. Das Startfenster mit der Werkzeugleiste findet man dann auf der linken Seite, am oberen Rand findet man die zugehörigen Funktionen und rechts weitere Fenster und Bedienmöglichkeiten. Deshalb wirkt die Aufteilung aufgeräumt und trotz starkem Funktionsumfang übersichtlich.

InDesign-Alternative Affinity Vorgaben
Eine große Auswahl an Vorgaben und Vorlagen steht zur Verfügung

Geschwisterliebe

Wenn man über das Programm spricht, muss man zwangsweise auch über die beiden Geschwister sprechen. Denn ein Vorteil von Affinity Publisher ist definitiv die Verbindung zu Photo und Designer. Adobe-Anwender kennen die Verknüpfung zwischen den drei Produkten auch – Bild aus InDesign heraus in Photoshop öffnen, bearbeiten, speichern und sich über eine automatische Aktualisierung in InDesign freuen – nebst synchronisierter Farbeinstellungen. Welche Art von Anbindung könnte also noch besser sein? Die Antwort lautet: eine Anbindung, bei der das Programm nicht verlassen werden muss. Arbeiten Sie im Publisher und möchten ein Bild verändern, klicken sie auf die sogenannte Persona Photo, also das Symbol von Affinity Photo. Während das Dokument unverändert angezeigt wird, wechseln Werkzeugangebot und Menübefehle unauffällig und schnell. Für einen solchen unaufgeregten Wechsel zur Illustrationswerkzeug Designer gilt das gleiche, ohne dass die Programme im Hintergrund geöffnet sein müssen.

InDesign-Alternative Affinity Bildbearbeitung im Publisher
Das Dokument, im Affinity Publisher geöffnet. Wer eines der platzierten Bilder bearbeiten möchte, klickt auf das Symbol Persona Photo und kaum merkbar findet ein Wechsel zu Affinty Photo statt

Funktionalität

Affinity Publishing hat unter anderem mit der Unterstützung von OpenType, einem Grundlinienraster, Musterseiten, erweiterten typografische Funktionen, Zeichen- und Absatzvorlagen sowie Tabellen zunächst ein rundum zufriedenstellendes Funktionspaket, auch wenn dieser im Detail doch hinter InDesign liegt. Beim Öffnen von InDesign-Dateien, genauer gesagt von IDML-Dateien, spielt Affinity Publisher eine ganze Menge Kompetenz aus, auch wenn es je nach Dateigröße zu kleinen Wartezeiten kommen kann. Die Dateien kommen aber mit relativ großer Übereinstimmung im Programm an; fehlende Schriften werden übersichtlich gemeldet.

InDesign-Alternativen Affinity Benutzeroberfläche
Die Oberfläche erscheint bekannt, das Programm arbeitet flott. Wer mag, stellt sich die Benutzeroberfläche in hellgrau ein

Mit der neuen Version gehört jetzt auch die Verwaltung von Fuß-, Rand- und Endnoten zum Funktionsumfang, was viele Studenten bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen wird. Auch eine Buchfunktion, bei der mehrere Dokumente gemeinsam verwaltet und deren Seiten dokumentübergreifend nummeriert werden können, hat die neue Version zu bieten.

Das Programm legt jedes neue Objekt auf einer eigenen Ebene ab, was nicht jedem Layouter eingängig erscheint. Auch die Verwaltung von Farben ist nicht für jeden schlüssig und vor allem nicht in jedem Fall praktisch. Insgesamt wirkt die Software auch für erfahrene InDesign-Anwender, die eine Menge Fenster und Palette gewohnt sind, etwas überladen und unübersichtlich. Die neue Version zeigt sich aber in jedem Fall sinnvoll überarbeitet und ergänzt; der PDF-Export funktioniert bei uns reibungslos und flott.

Fazit

Affinity Publisher ist ein ernstzunehmendes Layoutprogramm für Einsteiger und Semiprofis in der Grafikbranche. Die Verknüpfung der drei Werkzeuge ist ein ganz starkes Argument für den Publisher beziehungsweise für alle drei Produkte. Das Programm verfügt zwar nicht über den kompletten Funktionsumfang von Adobe InDesign, aber wie so oft sind Nischenfunktionen nicht ohne Grund Nischenfunktionen. Um bei den professionellen Grafikern und der fachmännischen PDF-Druckdatenerstellung zu punkten, muss die neue Version in den nächsten Monaten in der Praxis beweisen, ob sie Kinderkrankheiten überwunden hat und auch professionelle Layouter überzeugen kann.

  • Pro
  • Anbindung an Affinity Photo und Affinity Designer
  • auch bei umfangreichen Dokumenten sehr schnell
  • gute Übernahmeergebnisse von idml-Dateien
  • Kontra
  • kein Export von HTML und ebook
  • wirkt für den Einsteiger überladen

Canva

Canva ist kein klassisches Desktop-Publishing-Programm, sondern ein Design-Werkzeug, eine Plattform. Der Unterschied ist offensichtlich – die Zielgruppe ist weniger der klassische Alllroundgrafiker, sondern vielmehr der Marketingmitarbeiter, der sich nicht viel aus Picapoint und Grundlinienraster macht, sondern sich vor allem mit übergreifendem Design für soziale Medien wie Xing, Pinterest, Instagram oder einem Blog interessiert. Canva Free bietet bis zu 5 GB Cloud-Speicher, Zugang zu 250.000 kostenlosen Vorlagen und einer Millionen Fotos und Grafiken. Erweitert werden kann zu Canva Pro sowie zu Canva für Teams. Die Bezahlversionen basieren ähnlich wie bei Adobe auf einem Abomodell. Nutzen lässt sich die Software entweder online im Browser oder auch offline nach der Installation.

InDesign Alternative Canva Vorlagen Auswahl
Bei Canva kann der Nutzer online im Browser gestalten

Versionen

Die Basisversion steht kostenlos zur Verfügung, die kostenpflichtige Version Canva Pro kostet 11,99 Euro pro Monat, 109,99 Euro bei einem Jahresabo (Stand Februar 2023). Für viele Arbeiten rund um die Erstellung von Werbemitteln ist aber der Einsatz der kostenlosen Version völlig ausreichend. Wer auf Transparenzen, das Skalieren von fertigen Designs, die Verwendung von Wunschschriften wie Kundenschriften oder erweiterte Bildbearbeitungsfunktionen Wert legt, sollte die monatlichen knapp 12 Euro investieren.

Funktionsumfang

Das australische Unternehmen begrüßt mit einer besonders klar wirkenden Oberfläche und dem Hauptmerkmal von Canva: die vorlagenbasierte Arbeitsweise. Die Vorlagen eignen sich in erster Linie für die Erstellung von Grafiken für die sozialen Netzwerke.

InDesign Alternative Canva Vorlagen Detail
Die Canva-Vorlagen bieten eine Schriftauswahl

Wer seine Gestaltung mit Bildern aufwerten möchte, kann selbstredend eigene verwenden oder aber – und das einfach, schnell und kostengünstig – auf einen Fotopool mit einer Bildauswahl von 1 Millionen Bildern zugreifen. Die integrierte Bildsuche hilft bei der Auswahl, und mit einem Dollar pro ausgewähltem Bild entfällt viel Arbeit und Mühe. So lassen sich in Windeseile nicht nur Bilder, sondern auch vorgefertigte Diagramme oder Grafiken einbinden und nach vordefinierten Farbsammlungen einfärben. Auch das Platzieren von Videos, oder Audiodaten ist leicht machbar, wodurch man schnell eine Grafik für E-Mail, eine Präsentation oder Inhalte für soziale Medien erstellt. Will man aber die Headline auf eine bestimmte Koordinate platzieren, kommt man an die Grenzen des Programms.

InDesign Alternative Canva Fotos
In Canva können Kunden auf eine Bilddatenbank zugreifen

Eine nette Funktion ist der Befehl Farben auf Seite anwenden. Dieser Befehl wird bei aktivem Bild aus dem kontextsensitiven Menü ausgewählt und färbt die komplette Seite inklusive vorhandener Grafiken gemäß der Farben des aktiven Bildes ein. Auch hier wird noch einmal die grundsätzliche Herangehensweise des Programms deutlich: Es wird mehr intuitiv gearbeitet, gleichzeitig macht es eine genaue, womöglich noch über Koordinaten oder Werten gesteuerte Eingabe schwer. Zwar hat das Programm auch Lineale und magnetische Hilfslinien im Angebot, aber man spürt die andere Herangehensweise deutlich.

Wer seine Gestaltung herunterladen möchte, ist mit der kostenlosen Variante nicht gut bedient. Eine druckfertige PDF kann das Programm zwar erstellen, allerdings sind in der kostenlosen Version nur RGB-Farben für die digitale Nutzung enthalten. Wer den für Druck erforderlichen CMYK-Farbraum nutzen will, braucht Canva Pro.

Fazit

Canva ist kein professionelles Layoutprogramm und zählt somit nicht zu den InDesign-Alternativen, aber das will es scheinbar auch gar nicht. Die Plattform eignet sich für Quereinsteiger, Marketingmitarbeiter oder Eventmanager. Diese Tatsache ist je nach Blickwinkel seine Stärke und gleichzeitig seine Schwäche. Wer keine grafische Ausbildung hat, trotzdem aber grafisch arbeiten, Events bewerben, Social-Media-Kanäle füllen oder auch einen Flyer gestalten muss, braucht wenig Einarbeitungszeit und bleibt von komplexen, grafikspezifischen Funktionen und Fachbegriffen verschont – ein starkes Argument für Canva. Die Software ist als Download sowie als Webapplikation verfügbar und lässt sich deshalb ganz nach Belieben einsetzen. Der Vorteil des Webdienstes ist die Möglichkeit, den Kollegen problemlos Zugriff auf die Dateien zu ermöglichen, ohne dass Daten ausgetauscht werden müssen. Jeder, der angemeldet ist, arbeitet an ein- und derselben Datei.

Wer hingegen im grafischen Gewerbe arbeitet und sich in der Adobe-, Quark- oder auch noch Macromedia-Palette heimisch fühlt, fühlt sich zunächst in der Software nicht zu Hause und wird schnell Funktionen wie Formatvorlagen vermissen, die bei der Arbeit als professioneller Grafiker zum täglichen Brot gehören.

  • Pro
  • Zugriff auf 1 Millionen Bilder
  • zahlreiche Vorlagen von Bildern, Animationen, Tönen, Grafiken und Layouts
  • keine Vorkenntnisse erforderlich
  • Animationen einfach und leicht zu erstellen
  • Kontra
  • beschränkte Funktionsumfang, der besonders bei umfangreichen komplexen Dateien an die Grenzen führt
  • weniger Kontrolle über Objekte
  • keine Musterseiten
  • beschränkte Exportmöglichkeiten
  • Abomodell für die kostenpflichtige Version

Markstein Publisher

Das Layoutprogramm Markstein Publisher, das der eine oder andere noch unter dem Namen Tango kennt, wird in drei Versionen angeboten: Die kostenlose Version Publisher Standard Edition steht Privatanwendern sowie Anwendern in einer nicht-kommerziellen Organisation zur Verfügung. Die Professionell Edition für professionelle Anwender kostet einmalig 49 Euro, die Workgroup Edition für Arbeitsgruppen schlägt mit 99 Euro zu Buche (Stand Februar 2023).

Einstieg in die InDesign-Alternative

Wer das erste Mal die Software startet, kann über die üblichen Parameter wie Satzspiegel, Zeilenraster oder Anschnitt die Arbeit beginnen. Im folgenden Hauptfenster finden sich Layouthasen schnell zurecht: Während links wie gewohnt die Werkzeuge liegen, findet man in der horizontalen Toolbar unter anderem Optionen zu Farben, Ebenen, Glyphen, aber auch Tabellen oder Ansichtsmöglichkeiten. Am rechten Rand findet man drei Kategorien mit Dialogfenstern zu den drei Unterkategorien Text, Layout und Tabellen, und am unteren Rand landet man in Eingabemöglichkeiten rund um Schrift und Objekte.

InDesign Alternative Markstein Publisher Oberfläche
Die Oberfläche von Markstein Publisher ist voll, aber gut strukturiert

Funktionsumfang

Der hessische Hersteller hat sich in der Workgroup Edition einige Gedanken zur Zusammenarbeit im Team gemacht. Artikel bestehen aus Textelementen, die von Dritten wie zum Beispiel von Redakteuren erstellt, separat gespeichert und im Publisher-Dokument platziert werden können. Wird ein im Dokument platzierter Artikel durch den Grafiker ausgecheckt, steht er als separate Textdatei zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung. Ändert beispielsweise der Redakteur die Textdatei, kann der Grafiker den Text in seinem Dokument anschließend abgleichen bzw. aktualisieren. Er kann aber auch den Text einchecken, wodurch die separate Textdatei gelöscht wird und er somit weitere Änderungen verhindert – eine gelungene Idee, gerade für die Zusammenarbeit in Teams oder zwischen Grafiker und Texter. Eine nutzungsgesteuerte Textausgabe erlaubt dem Anwender, mehrere Versionen für verschiedene Ausgabeziele zu erstellen, beispielsweise eine Variante für die Print- und eine Variante für die Online-Version der Datei. Diese Möglichkeit besteht in den beiden kostenpflichtigen Versionen.

InDesign Alternative Markstein Publisher Text einchecken
Text lässt sich aus- und einchecken und somit extern bearbeiten

Praktische Helfer

Bei der alltäglichen Arbeit freut man sich über praktische Kleinigkeiten wie die Möglichkeit, über die Kopfleiste in eine Statusansicht zu wechseln. Diese ermöglicht dem Benutzer eine hervorragende Übersicht über die im Layout enthaltenen Objekte und deren Maße. In der großen Version lassen sich zudem Texte und Bilder mit einem Status versehen, der in der Statusansicht angezeigt wird. So behält der Grafiker gerade bei komplexen Dokumenten leicht die Übersicht darüber, welche Inhalte noch nicht final sind.

InDesign Alternative Markstein Publisher Status
Der Anwender kann den Status von Bildern und Texten festlegen
InDesign Alternative Markstein Publisher Übersatz
Die Angabe zum Übersatz kann häufig hilfreich sein

Praxisnah ist auch ein Hinweis auf Übersatz inklusive der Zeilenmenge.

Mit der erweiterten OpenType-Unterstützung, einem Index, einer Preflight-Funktion oder dem PDF-Export ist man mit der Software für die meisten Umsetzungen gut ausgerüstet. Der PDF-Export erfolgt mit der Adobe PDF Library von Adobe und erfüllt den Industriestandard; das Handling von Multimedia-PDFs mit eingebundenen Video- oder Audiodateien geht ebenfalls leicht von der Hand.

Fazit

Der Hobbygrafiker ist mit der kostenlosen Version gut ausgestattet. Wer aber halbwegs professionell gestalten und layouten möchte, kommt um die Professional Edition nicht herum. Möglichkeiten wie OpenType-Funktionen, das Online-Publishing, der Austausch von Dokumenten im Idml-Format oder der Export in professionelle PDF-Dokumente über die Adobe Library stehen nämlich erst hier zur Verfügung. Damit stellt die Professional Edition eine ernstzunehmende und sympathische InDesign-Alternative dar. Die Vorteile der Workgroup Edition finden sich bei der Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen, die Wert auf ein paralleles Arbeiten an Dokumenten via Cloud sowie deren Nachvollziehbarkeit legen.

  • Pro
  • leichter Einstieg möglich
  • guter Tabelleneditor
  • Online-Publishing
  • Import nativer .ai- oder PDF-Dateien
  • Kontra
  • stellenweise nicht intuitiv (Seitenverwaltung)

Scribus

Das Seitenlayoutprogramm Scribus ist eine sogenannte Freie Software und seit fast 20 Jahren auf dem Markt. Die OpenSource-Software wird stetig weiter entwickelt und erlaubt als Anwärter für die InDesign-Alternativen die Gestaltung von Print- und Online-Medien. Das Startfenster und die Aufteilung erinnern stark an Adobe InDesign, und auch der Funktionsumfang kann sich sehen lassen. Wer ein neues Dokument anlegt, wird mit einer automatischen Seitenrand- bzw. Satzspiegelberechnung gemäß Goldener Schnitt oder Neunerteilung begrüßt.

InDesign Alternative Scribus Vorlage
Eine automatische Satzspiegelberechnung nach ausgewählter Vorlage in Scribus
InDesign Alternative Scribus Oberfläche
Die Oberfläche von Scribus

Textformatierung der InDesign-Alternative

Alle gängigen Funktionen zur Textverwaltung wie Formate, automatische Initialen, Umbruchoptionen wie Schusterjungen und Hurenkinder oder der vertikale Keil gehören zur Ausstattung, und auch die Unterstützung von OpenType ist implementiert. Auch Sonderzeichen wie ein Geviert oder das geschützte Leerzeichen sind im Angebot, und für umfangreiche Dokumente stehen Fußnoten und Marginalien bereit. Die Verwendung der Zeichenformatierung im Zusammenspiel mit den Formaten ist allerdings gewöhnungsbedürftig und wirkt zunächst etwas umständlich.

InDesign Alternative Scribus Textstile
Der Umgang mit den Textstilen ist gewöhnungsbedürftig

Aktionen

InDesign Alternative Scribus Aktionsverlauf verschiebenIm Fenster Aktionsverlauf zeigt das Programm – ähnlich wie Photoshop mit seinem Protokoll – die zuletzt vorgenommenen Aktionen. Diese nicht-grafische Darstellung ist zunächst unübersichtlich und die Information Textstil anwenden speziell bei der Textauszeichnung wenig aussagekräftig. Bei genauerem Hinsehen kann die Palette aber doch beim Finden des richtigen Wegs helfen, zumal der Anwender per Doppelklick auf eine Aktion zurückspringen und die im Aktionsverlaufsfenster angezeigten Beschreibung auf nur ein Objekt beschränken kann.

 

Die Verständigung mit Bild- und Grafikprogrammen, nicht nur aus dem Hause Adobe, funktioniert einwandfrei. Auch das Öffnen von Idml-Dateien ist möglich; längere Texte werden aber durcheinandergewirbelt und Schriften ohne ersichtlichen Grund gewechselt.  Grundsätzlich eignet sich die Software nicht zuletzt durch den professionellen PDF-Export auch für den Einsatz für kommerzielle Grafikarbeiten; die Übernahme von bestehenden InDesign-Daten allerdings ist noch ein Pferdefuß.

Fazit

Manche Abläufe wie das Verschieben eines Bildes in einen Bildrahmen erscheinen etwas unübersichtlich, erfordern aber letztlich auch nur etwas Umgewöhnung. Hin und wieder begegnet man aber auch Fenstern oder Funktionen, die scheinbar nicht fertig programmiert wurden wie die Bildübersicht, die praktisch erscheint, deren Fenster sich aber weder bewegen noch skalieren lässt. Zudem stört den erfahrenen Layouter eine scheinbar willkürliche Sortierung der Funktionen und Befehle. So findet man beispielsweise im Menü „Objekt“ Funktionen zum PDF, aber auch zum Sperren oder der Textausrichtung, im Menü „Bearbeiten“ hingegen die Textstile sowie die Farben. Somit finden Umsteiger in Scribus wahrscheinlich den gewünschten, umfangreichen Funktionsumfang, benötigen aber einige Zeit, um sich zurechtzufinden. Wer hingegen frisch startet und zu den Gelegenheitsgestaltern zählt, wird mit Scribus schnell überfordert sein. Eine kaum überschaubare Anzahl an Funktionen und Fachtermini und deren schwer nachvollziehbare Sortierung stellen hier große Hürden dar.

  • Pro
  • kostenlos
  • kleine Bildveränderungen möglich
  • großes Angebot an Import- und Exportformaten
  • läuft flüssig und schnell
  • Kontra
  • Import von komplexen InDesign-Dateien erzeugt weniger gute Ergebnisse
  • manche Textbearbeitungsfunktionen im Zusammenspiel mit Formaten umständlich
  • keine Dateien für Web oder mobil erstellbar
  • eigenwillige Sortierung

Swift Publisher

Der ukrainische Hersteller BeLight hat einige Macintosh-Apps im Angebot, und seine Publishing-Produkt Swift Publisher ist eines davon. Die Software ist ein echter Allrounder und für kleines Geld erhältlich. Wer sich und das Programm zunächst auf Verträglichkeit testen möchte, kann das 30 Tage lang ohne Abstriche, dafür mit einem Wasserzeichen im Druck tun.

Funktionen

Der Startbildschirm erinnert mehr an das Mac-OS-Programm Vorschau als an ein professionelles Layoutprogramm. Man beginnt die Arbeit basierend auf über 500 anpassbaren Vorlagen. Dazu zählen nicht nur der klassische, fertig designte Flyer, sondern auch leere Dokumente mit bestimmten Print- und Webformaten wie der doppelte Parallelfalz oder das Banner für Twitter. Hat man mit dem gewünschten Format gestartet, bietet das Programm ähnlich wie einige Konkurrenten Zugriff auf unzählige Bilder und Grafiken, die sich platzieren lassen. Doch das ist nicht alles. Das Programm liefert Standards wie komplexe Musterseiten, verknüpfte Textrahmen, einen Textumfluss oder erfreulich leicht zu handhabenden Rundsatz, was selbst bei den Adobe-Kollegen nicht halb so intuitiv ist.

InDesign Alternative Swiftpublisher Textstile
Das Startfenster von Swiftpublisher hat eine Menge Inhalte zu bieten, inklusive gute Tutorials für den Einstieg

Weiterhin ist ein direkter Zugriff auf Google Maps möglich. Der Anwender muss dafür das Programm nicht verlassen, sondern platziert einen fixen Ausschnitt vom gewünschten Ort in der gewünschten Darstellungsgröße als Karten- oder Satellitenansicht. Zudem lässt sich per App-in-Kauf auf eine Stockagentur zugreifen, und mit einem Klick landet das Bild von Depositphotos im Dokument.

InDesign Alternative Swiftpublisher Maps
Google-Maps-Bereiche lassen sich direkt im Programm auswählen und platzieren
InDesign Alternative Swiftpublisher QR-Codes
Mit der Möglichkeit, direkt im Programm QR-Codes beziehungsweise Barcodes zu generieren, nimmt SwiftPublisher dem Anwender einen weiteren Arbeitsschritt ab

QR- und Barcodes

Wer QR-Codes oder Barcodes in seiner Gestaltung einsetzen möchte, kann ebenfalls vom Funktionsumfang des Programms profitieren. Swift Publisher generiert schnell und leicht verständlich den QR-Code per Eingabe einer Adresse oder einer URL, und auch die Möglichkeit für Seriendruckzähler, der sich entsprechend eines Musters automatisch erhöht oder verringert, ist vorhanden.

 

Sie wollen mit weiteren vorgefertigten Objekten Zeit sparen? Das Platzieren einer Tabelle kennt man von den Konkurrenten, und die Handhabung ist auch hier intuitiv. Das Einfügen eines Kalenders hingegen kann nicht jeder. Swift Publisher generiert auf Wunsch automatisch eine kalendarische Monatsübersicht, und das Erscheinungsbild lässt sich über leicht zu verstehende Parameter ändern.

InDesign Alternative Swiftpublisher Kalender Editor
Ein Kalender ist schnell eingefügt und leicht editierbar

Zu den Adobe-Produkten besteht keine Verbindung, das Öffnen von Idml-Dateien oder der Zugriff auf Photoshop ist nicht integriert. Auch der PDF-Export basiert auf der Mac-OS-eigenen PDF-Engine Quarz. Dafür bietet Swift Publisher eine Verbindung zu „Fotos“ und hat auch ein paar eigene Filter für die kleine Bildbearbeitung parat.

InDesign Alternative Swiftpublisher Effekte
Ein paar Bildfilter hat das Programm im Angebot

Fazit

Die Oberfläche orientiert sich stark an den Betriebssystemressourcen, und wer zum ersten Mal Schriftart und Schriftgröße auswählt oder Schriftformate bearbeitet, wird sich über das betriebssystemeigene Erscheinungsbild wundern.

Zielgruppe sind nicht in erster Linie die Profigrafiker, die einen automatisch generierten Index benötigen. Somit zählt das Programm auch nicht zu den InDesign-Alternativen. Bezeichnet man das Programm allerdings als Laiensoftware, tut man ihm unrecht. Die Stärke von Swift Publisher liegt in seiner Vielfältigkeit. Aber auch Swift Publisher kann es nicht allen recht machen. Wer typografische Raffinessen benötigt oder einen Index generieren möchte, kommt hier an die Grenzen des Programms. Für einen semiprofessionellen Allround-Anwender hingegen ist das Programm ein guter Wegbegleiter.

  • Pro
  • Kalenderfunktion
  • QR-Code und Barcode
  • umfangreiche Vorlagen
  • Kontra
  • keine Übernahme / Anbindung an Adobe InDesign oder Photoshop
  • kein Import von Idml-Dateien
  • läuft nur auf dem Macintosh

VivaDesigner

Hersteller Viva bezeichnet sein VivaDesigner als „weltweit einziges Satz- und Layoutprogramm für Desktop und Web“ und nimmt es nicht nur mit InDesign und XPress auf, sondern kündigt auch teilweise mehr Funktionen als die beiden Layoutriesen an. Zur Verfügung stehen eine kostenlose Free-Edition für private und kommerzielle Zwecke mit eingeschränktem Funktionsumfang sowie eine Personal-Edition für 129 Euro für den privaten Gebrauch. Die Commercial Edition für den kommerziellen Einsatz bittet mit 399 Euro zur Kasse (Stand Februar 2023) ; zudem gibt es Lizenzen für Lernende, Lehrende, Klassen und Behörden. Die Software lässt sich nicht nur als Desktop-Version, sondern auch in der Cloud bzw. im Browser verwenden.

Funktionsumfang

Die Versprechungen des Herstellers sind groß, aber die Leistung des Programms auch. VivaDesigner ist ein professionelles Layoutprogramm, das sich nicht hinter seiner Konkurrenz verstecken muss. Der Startbildschirm verspricht eine schnelle Eingewöhnung mit den Werkzeugen am linken Rand, einer Infoleiste am oberen und Paletten bzw. Fenstern am rechten Rand.

InDesign Alternative VivaDesigner
VivaDesigner hat eine klare Oberflächenstruktur, die sich auch schon in anderen Programmen bewährt hat

Sämtliche gängigen Funktionen für komplexe Dokumente wie eine gute Seitenverwaltung, Zeichen- und Absatzstile oder das Generieren eines Inhaltsverzeichnisses sind möglich. Nicht zuletzt bedient das Programm auch die typografisch affinen Grafiker mit dem Grundlinienraster oder einem optischen Randausgleich. Immer wieder erscheinen hilfreiche Kleinigkeiten, die den InDesign-Anwender erfreuen, sei es die Nummerierung der Grundlinien oder ein schneller Zugriff auf die Bildskalierung.

Eingewöhnung in die InDesign-Alternative

Der Aufbau und die Oberfläche des Programms inklusive der Menüaufteilung und der Platzierung der Fenster erinnert stark an InDesign genauso wie viele Kurzbefehle. Das macht die Eingewöhnung für Wechsler leicht. Wer aber von Grund auf neu startet, ist aufgrund des großen Funktionsumfangs genauso schnell überfordert wie der InDesign-Beginner. Abhilfe soll hier das sogenannte Distributet Publishing schaffen. Damit gibt Viva seinen Anwendern die Möglichkeit, bestimmte Funktionen auszublenden. Somit soll die Bedienung des Programms weiter vereinfacht und auch von Einsteigern problemlos genutzt werden können. Über Voreinstellungen lassen sich die Zugriffsrechte zu ganzen Themenbereichen wie zum Beispiel zur Textbearbeitung gänzlich unterbinden. Das entsprechende Menü wird komplett aus dem Programm entfernt – vielleicht eine gute Möglichkeit, dem vielleicht ängstlichen oder überforderten Kollegen die Einstiegshürde in ein Layoutprogramm zu erleichtern. Auch passwortgeschützte Ebenen und Musterseiten sind im Angebot, auch wenn die Frage nach der Praxisrelevanz bleibt.

Datenaustausch

Knackpunkt der InDesign-Alternativen ist häufig der Austausch mit den Grafikerkollegen, und hier ist nach wie vor das InDesign-Format bzw. das Idml-Format gefragt. VivaDesigner punktet an der Stelle mit dem erfolgreichen Öffnen von Idml-Daten, auch wenn er dafür eine Denkpause einlegen muss. Und auch beim Export kann sich die Software sehen lassen: Zwar gibt es keinen EPUB- oder XML-Export, aber VivaDesigner erlaubt das Schreiben von PDF mit ausreichend umfangreichen Optionen sowie auch den Export in das idml-Format, um die Adobe-Nutzer weiter bedienen zu können. Nichtsdestotrotz bleibt die Konvertierung zwischen den nativen Formaten grundsätzlich ein Risiko, das man allerdings nicht als Minuspunkt für VivaDesigner aufführen sollte.

InDesign Alternative VivaDesigner Export
VivaDesigner hat ein erfreuliches Angebot an Import- und Exportformaten. Für den Import von idml-Dateien stehen ausreichend Voreinstellungen zur Verfügung

Fazit

VivaDesigner punktet mit einem erfreulichen Angebot für Import und Export und lässt sich als Desktop- und als Browserversion verwenden. Der Funktionsumfang und auch die geringe Hürde beim Umstieg lässt das Programm zu einer InDesign-Alternative werden, auch wenn es preislich im Vergleich zu anderen Alternativen relativ hoch angesetzt ist.

  • Pro
  • umfangreiche Import- und Exportformate
  • Öffnen von nativen PDF- oder Illustrator-Dateien
  • Desktop- und Browser-Version möglich mit einem Dateiformat
  • Kontra
  • relativ teuer
  • legt immer wieder Denkpausen ein

InDesign-Alternative: unsere Empfehlungen

Die sechs Layoutprogramme haben jeweils ihre Stärken und Schwächen. Wer einen nahezu ebenbürtigen Ersatz für InDesign sucht, sollte sich den Markstein Publisher oder den VivaDesigner näher ansehen.

Wer nicht auf den vollen Funktionsumfang von Adobes Software angewiesen ist, hat insgesamt gute Alternativen für das Layouten zur Auswahl. Während Affinity Publisher in der Grafikbranche ein ernstzunehmendes Layoutprogramm für Semiprofis wie Einsteiger darstellt (und durch das jüngste Update weiter zu InDesign aufschließt), kann auch der Swift Publisher als Wegbegleiter für semiprofessionelle Allround-Anwender punkten. Das kostenlose OpenSource-Programm Scribus ist vor allem für Umsteiger interessant und Canva eignet sich gut für Quereinsteiger, Marketingmitarbeiter oder Eventmanager, die überwiegend digitale Medien erzeugen wollen.

Sie brauchen neue Visitenkarten, Flyer mit neuen Preisen für Ihre Take-away-Gerichte oder einen Kugelschreiber mit Ihrem Logo? Dafür benötigen Sie gar kein eigenes Layoutprogramm!

Bei Onlineprinters können Sie viele Produkte einfach im Browser online gestalten – ohne extra Software. Gleich testen!

https://www.onlineprinters.at/c/lp/online-gestalten

Dank unserer Kooperation mit der Bilddatenbank Shutterstock können Sie aus über 20 Mio. Bildern auswählen und diese für Ihre individuellen Designs nutzen.

Programmdetails

Affinity Publisher
Hersteller: Serif
Betriebssystem: Macintosh/Windows/iPad
Versionen und Preise: Testversion für 30 Tage gültig; Vollversion als Einführungspreis 49 Euro
https://affinity.serif.com/de/publisher/

Canva
Hersteller: Canva
Betriebssystem: Macintosh/Windows oder im Browser nutzbar
Versionen und Preise: Testversion für Canva Pro 30 Tage gültig
Canva Free kostenlos; Abo Canva Pro 11,99 Euro/Monat oder 109,99 Euro im Jahr; Canva Teams 13,99 Euro/Monat oder 139,90 Euro im Jahr
https://www.canva.com/de_de/

Markstein Publisher
Hersteller: Markstein
Betriebssystem: Macintosh/Windows
Versionen und Preise: Standard Edition kostenlos, Professional Edition 49 Euro, Workgroup Edition 99 Euro
https://www.markstein-publishing.com/

Scribus
Hersteller: OpenSoruce
Betriebssystem: Macintosh/Windows
Versionen und Preise: kostenlos
https://www.scribus.net/

Swift Publisher
Hersteller: BeLight
Betriebssystem: Macintosh
Versionen und Preise: Testversion 30 Tage gültig; Vollversion ab 19,99 US-Dollar
https://www.swiftpublisher.com

VivaDesigner
Hersteller: Viva
Betriebssystem: Macintosh/Windows
Versionen und Preise: Personal Edition 129 Euro (nicht für die kommerzielle Nutzung), als Umsteiger von XPress oder InDesign 99 Euro; Commercial Edition 399 Euro, als Umsteiger von XPress oder InDesign 296 Euro; weitere Editionen verfügbar

https://www.viva.de/de/produkte/desktop-publishing/vivadesigner-desktop-version

 

Titelbild: Rawpixel.com via Shutterstock

Screenshots von den jeweiligen Programmen

 

Rechtlicher Hinweis:

Für diese Angaben können wir leider keine Gewähr übernehmen.