Druckerprobte Mediengestalter, Grafiker und Designer wissen: Wenn es um Farben im Druck geht, braucht es Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Das Zauberwort heißt Farb- bzw. Color-Management. Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Farben im Print-Bereich.
Was wäre das Drucken ohne Cyan, Magenta und Yellow? Korrekt: 100 Shades of Grey. Aus diesem Grund widmen wir uns in diesem Beitrag den Farben im Druck und dem richtigen Color-Management. Wir erklären, warum dieselben Farbwerte auf unterschiedlichen Ausgabegeräten anders aussehen können und was die Unterschiede zwischen den zwei Farbräumen RGB und CMYK sind. Wir räumen mit dem Mythos „Tiefschwarz“ auf und haben die besten Tipps, wie Sie Farbverbindlichkeit erzielen können.
Einflussfaktoren im Color-Management
Wieso sehen die Farben auf dem Bildschirm anders aus als auf Papier, Flaggenstoff oder PVC? Und wie erreicht man eine einheitliche Farbwiedergabe? Da ist alles eine Frage des richtigen Farbmanagements.
RGB vs. CMYK: Farben mit System
Der farbliche Unterschied zwischen Bildschirm und Drucksache liegt in erster Linie am Farbraum. Ein Bildschirm mischt die Farben lichtbasiert aus Rot, Grün und Blau. Deswegen heißt der digitale Farbraum auch RGB. Durch die additive Farbmischung entsteht aus 255 Rot, 255 Grün und 255 Blau die Farbe Weiß. Im RGB-Raum arbeiten Digitalkameras, Scanner, Videokameras und alle Bildschirme – von Smartphone über Computer bis Tablet.
Im Druckbereich, ob Offsetdruck oder Digitaldruck, bewegen wir uns im substraktiven CMYK-Farbraum. Hier setzen sich die Farbtöne aus Cyan, Magenta, Yellow und Key (Schwarz) zusammen. Durch die unterschiedliche Farbmischung – subtraktiv vs. additiv – ist der CMYK-Farbraum kleiner als der von RGB. Es gibt also insgesamt gesehen weniger mischbare Farben. Auf Grund der reduzierten Farbpalette ist es schwierig, die Farbigkeit des Druckprodukts mit der am Bildschirm zu messen.
Wichtig! Liefern Sie die Druckdaten immer im Farbmodus CMYK bei Ihrer Druckerei an. Wenn Sie die Daten im RGB-Farbmodus übermitteln, werden diese von den Druckereien oft automatisch konvertiert. Durch diese Anpassung kann es zu Farbabweichungen kommen.
Material als bestimmende Größe
Der zweite entscheidende Faktor ist der Bedruckstoff. Auf gestrichenem Bilderdruckpapier entstehen brillantere Farben als auf ungestrichenem Offsetpapier. Allerdings wirkt ein Druckprodukt mit Offsetpapier durch die offenen Poren optisch und haptisch natürlicher, was in der Print-Mediengestaltung auch seinen Reiz haben kann.
Zusätzlich besitzt jeder Bedruckstoff und jedes Papier seine eigene Grundfarbigkeit. Bei Papier liegt das in erster Linie daran, dass es ein Naturprodukt ist. So reagiert es sogar auf geringfügige Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit – was sowohl vor als auch nach dem Druck die Farbwirkung minimal beeinflussen kann. Papiere wie MAGIC CHROME (silbern-metallische spiegelnde Oberfläche) wiederum verfügen bereits über einen starken Grundton.
Hier ist das Farbergebnis deutlich anders als auf einem reinweißen Papier. Auch die Oberflächenstruktur des Materials kann die Farbwiedergabe beeinflussen: Dasselbe Motiv wird von glattem Bilderdruckpapier mit einer kaum wahrnehmbaren Struktur, von PVC oder vom Polyestergewebe einer Flagge etwas unterschiedlich wiedergegeben.
Nicht zu vergessen: Helligkeit! Denn auch die Lichtbedingungen beeinflussen die Farbwirkung eines Druckprodukts. So werden Farbtöne unter hellen Neon-Röhren anders wahrgenommen als unter genormtem Licht oder Tageslicht.
Tiefschwarz – ein Mysterium in CMYK
Dem Farbton Tiefschwarz kommt im Druck eine besondere Bedeutung zu. Greift man nämlich lediglich auf den Key-Farbton zurück, so kommt ein mattes, eher farbloses Schwarz zustande. Auch das gegenteilige Verfahren bringt nicht das gewünschte Ergebnis: Aus dem Mischen der drei Grundfarben Cyan, Magenta und Yellow im maximalen Auftrag von 100 %, ohne den Farbton Key (Schwarz), resultiert wiederum ein schmutzig wirkendes, halbherziges Schwarz. Hier kommt das besagte Tiefschwarz ins Spiel: Dafür müssen alle vier zur Verfügung stehenden Farben in einem gewissen Verhältnis gemischt werden.
C40 M20 Y20 K100 – das sind die Farbwerte für ein sattes, neutrales Tiefschwarz.
Möglicherweise erfordert das Farbumfeld Ihres Designs aber keinen neutralen Schwarzton. Durch einen höheren Cyan-Anteil kann daher ein kaltes, durch höhere Magenta- und Yellow-Werte ein warmes Tiefschwarz erzielt werden. Für ein kaltes Tiefschwarz empfehlen wir die Farbwerbte: C30-50 M0 Y0 K100. Wer ein warmes Tiefschwarz benötigt, setzt auf die Werte C0 M50 Y20 K100.
No-Go: Text in Tiefschwarz!
Tiefschwarz ist nur für Flächen und flächenartige Grafikelemente wie große und in sich breite Überschriften geeignet. Tiefschwarze Flächen mit weißem Fließtext können problematisch sein, weswegen wir von diesen Design-Kombinationen leider abraten müssen. Für schwarzen Fließtext in regulären Schriftgrößen empfehlen wir die folgenden Farbwerte C0 M0 Y0 K100. Mehr zum Thema Tiefschwarz finden Sie in unserem Artikel Tiefschwarz mit CMYK drucken.
Color-Management: Farbverbindlichkeit erzielen
Doch nicht nur Farbmodelle und Bedruckstoffe sind ausschlaggebend für die Farbwiedergabe. Das perfekte Farbergebnis wird auch von folgenden Faktoren beeinflusst:
- einer zertifizierte Druckerei,
- dem Color-Management sowie
- einem kalibrierten Bildschirm.
Das Prüfsiegel von ProzessStandard Offsetdruck (PSO) garantiert dem Druckereikunden eine farbgenaue Produktion nach einem festgelegten Standard und eine konstante sowie hohe Druckqualität. So hat der Kunde Sicherheit über das Farbergebnis des Druckproduktes im Offsetdruck.
Das Color-Management oder Farbmanagement liegt in den Händen des Kunden. In der Datenanlage helfen sogenannte Farbprofile, Farbverbindlichkeit zu gewährleisten. Diese ICC-Farbprofile sind speziell auf den Bedruckstoff und den Druckprozess abgestimmt. Viele Druckereien halten für jedes Produkt – ob Flyer, Werbeschilder oder PVC-Plane – Farbraum-Empfehlungen bereit, die unbedingt eingehalten werden sollten.
Beispiel: „ISO Coated v2“ ist an das gestrichene Bilderdruckpapier („Coated“) angepasst, „PSO Uncoated ISO 12647“ an ungestrichenes Papier, etwa Offsetpapier.
Farbprofile downloaden und installieren: Eine Anleitung dazu finden Sie in unserem Artikel Warum Sie Farbprofile nutzen sollten – und wie Sie diese korrekt installieren – so können Sie Ihr Color-Management selbst beeinflussen.
Das i-Tüpfelchen der Datenanlage ist ein kalibrierter Monitor. Das unterstützt die Kreativen im Colormanagement natürlich ungemein, da der RGB-Bildschirm die Farben hier extrem farbgenau wiedergibt. Wie Sie über den Verlauf des Tages sicherlich merken: Auch Tages- und Raumlicht haben Einfluss auf die Farbigkeit bzw. den Farbstich des Monitors. Gleichzeitig beeinflusst das Licht auch die Farbwirkung des Druckproduktes. Deswegen kontrollieren die Drucker Ihres Vertrauens die Druck- und Farbqualität Ihres Auftrags auch unter einem speziellen genormten Licht.
Praxis-Tipp: Eine Kalibrierung des Monitors hilft, um farbgetreu arbeiten und drucken zu können.
Sie sind auf der Suche nach Farbwerten zu speziellen Tönen wie Maigrün, Feuerrot, Azurblau oder Beige? Dann empfehlen wir Ihnen unseren Beitrag zum Thema CMYK-Farben.
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