Smalltalk

Smalltalk hat einen schlechten Ruf, obwohl eigentlich nichts dagegen spricht, mit einer fremden oder nicht vertrauten Person ein kurzes positives Gespräch zu führen. Schließlich stellt man dabei die eigenen sozialen Kompetenzen unter Beweis.

Nichtsdestotrotz stehen dem Smalltalk viele Menschen kritisch gegenüber. Sei es Schüchternheit, Unsicherheit oder die Abneigung gegen seichte Gesprächsinhalte. Im beruflichen Kontext ist der Smalltalk als Soft Skill goldwert! Im Büro mit den neuen Kollegen, mit der Chefin in der Teeküche, auf Messen, Tagungen und Konferenzen, bei Meetings mit den neuen Kooperationspartnern. Gerade in der PR ist Smalltalk essenziell.

Jedes Kennenlernen beginnt mit Smalltalk, auch im beruflichen Alltag. Schließlich muss die gegenseitige Sympathie austariert und getestet werden, ob man mit dem Gegenüber auf einer Wellenlänge ist. Das optionale Wiedersehen entscheidet dann darüber, ob es bei Smalltalk bleibt oder nicht. Begegnet man sich nie wieder, dann war es ein einmaliges Gespräch, das beiden Beteiligten hoffentlich gut in Erinnerung bleibt. Wenn die Sympathie nicht sonderlich groß ist oder die Gemeinsamkeiten ausbleiben, wird es beim nächsten Treffen wieder Smalltalk sein. Auch kein Problem!

Wir möchten das Image des Smalltalks abstauben und ein bisschen aufpolieren. Deshalb haben wir uns an Carolin Lüdemann gewandt, Knigge-Spezialistin, Business-Coach und Karriere-Beraterin. Die studierte Juristin bietet Vorträge, Coachings und Trainings rund um Stil, den ersten Eindruck, Schlagfertigkeit, Karriere und Smalltalk an. Als Buchautorin widmet sie sich in zahlreichen Veröffentlichungen diesen Themen und stiftet damit Lektüren für die persönliche und berufliche Entwicklung.

Frau Lüdemann, wie überwinde ich mich, wenn ich eine große Abneigung gegen Smalltalk hege?
„Springen Sie über Ihren Schatten. Es gilt das Prinzip der Reziprozität. Das bedeutet, wir haben einen ausgeprägten Wunsch nach Gleichgewicht. Smalltalk ist eine gerechte Angelegenheit: Je weniger Sie reden, umso weniger bekommen Sie zurück. Je mehr Sie reden, umso mehr redet auch der andere.“

Woran merke ich, dass mein Gegenüber keine Lust auf ein Gespräch hat?
„Achten Sie auf nonverbale und verbale Signale: Reißt der Blickkontakt ab oder geht der Gegenüber nicht mehr inhaltlich auf Ihre Gesprächsbeiträge ein, so werden Sie besser anderswo glücklich! Aber Achtung: Nur weil jemand wenig redet, bedeutet das nicht, dass er nicht reden will. Die meisten Menschen tun sich mit dem Smalltalk recht schwer und wollen zwar reden, können es aber nicht so gut.“

Wie steht es um den Smalltalk in einer Unternehmenskultur, in der sich alle duzen?
„Fraglich ist, ob das, was dort stattfindet, überhaupt der klassische Smalltalk ist. Eigentlich ist Smalltalk ein Gesprächseinstieg oder ein Gespräch unter Menschen, die sich nicht gut bzw. gar nicht kennen. Ziel ist es in jedem Fall, den oberflächlichen Smalltalk schnellstmöglich zu verlassen und verbindende Themen zu vertiefen. Im beruflichen Kontext darf man durchaus auch Privates erzählen, zum Beispiel wie man das Wochenende verbracht hat oder wie es den Kindern geht. Jedes Gespräch ist ein Zeichen sozialer Kompetenz. Der durchschnittliche Mitarbeiter spricht weniger als zwei Stunden im Jahr freiwillig mit seinem Chef – das ist ein bisschen wenig!“

Wie unterbricht man das Gespräch elegant, wenn man dringend zur Toilette muss?
„Indem ich zum Ausdruck bringe, dass ich das Gespräch gerne fortsetzen würde, das aber leider nicht geht, weil mich Umstände daran hindern. Zum Beispiel: Bitte entschuldigen Sie mich. Ich möchte mir noch die Hände waschen, bevor die Veranstaltung beginnt.“

5 Basics für erfolgreichen Smalltalk von Carolin Lüdemann:

  1. Keine Löcher in den Bauch fragen: Zu viele Fragen sorgen für ein Missverhältnis im Gespräch.
  2. Durch Erzählungen oder Anekdoten von sich selbst etwas preisgeben: Nur wer selbst einen Beitrag leistet, darf erwarten, dass das Gegenüber es ihm gleichtut.
  3. Positiv sein: Wer sich optimistisch äußert, erfährt im Gespräch mehr Resonanz und Sympathie.
  4. Konflikte meiden: Keine konfliktträchtigen Themen wie Politik oder Religion ansprechen.
  5. No-Go One-Man-Show: Kein Alleinunterhalter sein und den Gesprächspartner zum bloßen Zuhörer degradieren.
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Wie es in den meisten Bereichen nun einmal so ist: Übung macht den Meister! Seien Sie authentisch, offen, positiv und aufmerksam. Besserwissern, Kritikern und Egozentrikern begegnet keiner gerne. Gehen Sie auf das Gegenüber ein und fragen etwa nach der Meinung des noch unbekannten Gesprächspartners, wird man es Ihnen danken und Sie beenden das Gespräch später mit einem positiven Gefühl. Diese Grundregel ist die Basis des Erstkontakts, gerade im beruflichen Umfeld: Bleiben Sie positiv!
Wenn Sie bemerken, dass Sie im Job unsicher sind, was den Smalltalk angeht, dann üben Sie im Privaten. Ein kleines Gespräch an der Bushaltestelle, in der Bäckerei oder an der Supermarktheke wirkt Wunder! Und wenn Sie sich an unsere Tipps halten, dann bleibt kein negativ behafteter Smalltalk zurück, sondern ein positives Gespräch mit jemandem, der Ihnen bis dato unbekannt war.

Credits:

Beitragsbild: © fotogestoeber / Fotolia.com
Porträt: © Carolin Lüdemann